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Nellie Bly – Die Pionierin des investigativen Journalismus

Nellie Bly – Die Pionierin des investigativen Journalismus

In 72 Tagen um die Welt …

Elizabeth Jane Cochran sollte das Unmögliche möglich machen und die Erde entgegen aller Erwartungen von Jules Verne, der schon 79 Tage für eine Frau für unwahrscheinlich hielt, die Erde in 72 Tagen umrunden – doch das ist noch nicht einmal das Interessanteste an ihr.

Die Weltenbummlerin wurde 1864 im amerikanischen Pennsylvania geboren. Ihr Vater verstarb in ihrem 6. Lebensjahr und hinterließ ihre Mutter mit 14 Kindern in Armut. Eigentlich wollte Elizabeth Cochran Lehrerin werden, doch das Geld fehlte, um die Ausbildung zu beenden. Das Aufwachsen in unterprivilegierten Verhältnissen führte ihr deutlich vor Augen, dass sie für den eigenen Lebensunterhalt selbst arbeiten muss und keine familiäre Unterstützung erwarten kann. Den Grundstein für ihre weitere Karriere legte dann aber ein Leserbrief.

Die Kolumnistin Nellie Bly

Der von Cochran verfasste Leserbrief an die Tageszeitung „Pittsburgh Dispatch“ befasste sich höchst kritisch mit einem bereits erschienenen Artikel zur klassischen frauenfeindlichen Rollenverteilung – anonym unter- schrieben mit „Einsames Waisenmädchen“. Dieser schlug so hohe Wellen, dass der Chefredakteur nach der Autorin des Briefes mit Hilfe einer Zeitungsannonce suchte.

So geschah es, dass Elisabeth Jane Cochran zu einem Treffen in die Redaktion kam und als Kolumnistin mit dem Pseudonym Nellie Bly wieder ging. Der Plan des Chefredakteurs war es – wie Ende des 19. Jahrhunderts sehr verbreitet – Bly auf die Themen Kochen und Lifestyle anzusetzen, so wie es sich für eine Frau damals gehörte.

Doch da hatte er die Rechnung ohne seine aufstrebende Journalistin gemacht. Als sogenannte „Girl Stunt Reporterin“ prägte sie den Journalismus nachdrücklich. Auch wenn heute hauptsächlich die Männer der damaligen Zeit als Enthüllungsjournalisten in die Geschichte eingingen, waren es junge Frauen, die dieses Berufsbild prägten. Sie alle enthüllten wichtige gesellschaftliche Missstände und brachten diese unter Einsatz ihrer physischen und psychischen Kräfte an die Öffentlichkeit. Sie wurden von der Leserschaft nahezu verehrt und ließen die Kassen der Verleger durch hohe Auflagen klingeln.
So war es auch mit Nellie Bly. Statt sich hinter Blumendeckchen und Kochrezepten zu verstecken, wagte sie den Sprung in den Investigativ-Journalismus. Gleich zu Beginn schrieb sie eine Artikelserie zum Alltag und Leben von FabrikarbeiterInnen.

Das Leben als Abenteurerin

Doch es kam, wie es kommen musste: Trotz erfolgreicher Enthüllungsreportagen wurde sie in die Redaktion für Frauenthemen versetzt und sollte über Kunstgeschichte und Mode berichten. Frustriert über ihre berufliche Entwicklung verließ Nellie die Zeitung und nahm eine Anstellung als Korrespondentin in Mexiko an. Ein halbes Jahr lang berichtete sie über Armut und Korruption, bis die mexikanische Regierung sie zwang, Mexiko zu verlassen.

Zurück in Amerika blieb ihr nicht viel anderes übrig als Theaterkritiken bei der „Pittsburgh Dispatch“ zu verfassen. Auch diese Tätigkeit konnte ihr keine Freude bereiten. 1887 folgte sie ihrem Herzen und reichte nicht nur ihre Kündigung ein, sondern krempelte ihr ganzes Leben um und übersiedelte nach New York. Nach einiger Zeit der Arbeitslosigkeit und Ablehnung vieler Verleger und Chefredakteure auf Grund ihres Geschlechts, fand sie einen Job bei der Zeitung „New York World“, dessen Verleger niemand geringerer als Joseph Pulitzer war – dessen Journalismus-Auszeichnung wir alle kennen. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand auch nur ahnen, welchen Berühmtheitsstatus Nellie Bly noch erreichen sollte.

Der größte journalistische Erfolg

Noch im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Reportage bei der „New York World“ mit dem Titel „Zehn Tage im Irrenhaus“, welche auch in Buchform erhältlich war. Für diesen höchst erfolgreichen Bericht beschloss Nellie, sich unter einem falschen Vorwand selbst für 10 Tage in eine Nervenheilanstalt einweisen zu lassen und die Behandlung am eigenen Leib zu erfahren. Die Reportage darüber strotzte nur so von Missständen, Mangelernährung und Missbrauch.

Der Bericht verdeutlichte die katastrophalen Bedingungen in der sich die Frauen in der Irrenanstalt in Blackwells Island damals behandeln lassen mussten. Nach Nellie Blys Analyse waren dort nicht nur psychisch beeinträchtigte Frauen untergebracht, sondern sehr wohl auch viel gesunde Frauen, die „nur“ zu arm waren, um anderswo ihr Leben zu führen. Die Veröffentlichung schlug solche Wellen, dass der Bürgermeister von New York die Einrichtung renovieren ließ und das Einweisungsverfahren überarbeitete.

Auf diesen Erfolg folgten viele weitere – so schrieb sie unter anderem über Arbeitsrechtler, deckte einen Korruptionsskandal auf und berichtete über die dunklen Zustände der unterprivilegierten Gesellschaftsschichten. Sie prägte nicht nur thematisch den Enthüllungsjournalismus sondern auch durch ihren revolutionären literarischen Erzählstil aus der Ich-Perspektive.

Weltreise

Zwei Jahre nach ihrem bisher größten Erfolg brach Nellie Bly zu ihrer Weltreise auf. Inspiriert von dem Roman „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne sollte dieser einem Realitätscheck unterzogen werden. Entgegen ihren eigenen Erwartungen stürzte sich die „New York World“ geradezu auf das Vorhaben und brachte es auf ihre Titelseite. Gleichzeitig sollte nämlich auch eine Journalistin von der „Cosmopolitan das gleiche Vorhaben wagen – lediglich andersherum.

Am 14. November 1889 ging die erfolgreiche Journalistin an Board der Augusta Victoria. Nachdem sie in London das Schiff verließ, ging es über den Suez-Kanal nach Indien, Japan und China wieder zurück in die USA. Für die Reise genutzt wurde jegliches damals zur Verfügung stehende Verkehrsmittel – egal ob Zug oder Kutsche.

72 Tage, 6 Stunden und 11 Minuten, nachdem Nellie Bly die Augusta Victoria betreten hatte, kam sie wieder in den USA an. Freudig wurde sie von der Presse bereits erwartet. Ihr Reisebericht „In 72 Tagen um die Welt“ verfasste sie im Alter von 26 Jahren. Dieser lässt sich bis heute äußerst unterhaltsam lesen.

Nach der aufregenden Weltreise hörte Bly auf zu berichten und nahm einen lukrativen Job als Autorin von Fortsetzungsromanen für das wöchentlich erscheinende New York Family Story Paper an. Die ersten Kapitel basierten auf dem realen Prozess gegen Eva Hamilton. Zwischen 1889 und 1895 schrieb sie elf Romane.

Von der Autorin zur Geschäftsfrau

1895 heiratete Nellie Bly im Alter von 33 Jahren den millionenschweren Fabrikanten Robert Seaman. Dieser war zum Zeitpunkt der Eheschließung bereits 73 Jahre alt. Aufgrund der schlechten Gesundheit ihres Mannes kehrte sie dem Journalismus den Rücken und trat im Jahr 1904 die Nachfolge ihres Mannes als Leiterin der Iron Clad Manufacturing Co. an.

Auch in dieser Funktion bewies sie Können und erhielt Patente für eine neuartige Milchkanne und eine stapelbare Mülltonne. Eine Zeit lang war sie eine der führenden Industriellen der Vereinigten Staaten. Aber ihre Nachlässigkeit in der Mitarbeiterführung endete im Bankrott der Iron Clad Manufacturing Co.

Sie wechselte daraufhin zurück in den Journalismus. Im Jahr 1913 sagte sie in einem Bericht über die Suffragetten das genaue Jahr der Einführung des Frauenwahlrechts in den USA voraus: 1920. Sie berichtete u. a. auch über die Ostfront des 1. Weltkriegs. Nellie Bly war die erste Frau, die das Kriegsgebiet zwischen Serbien und Österreich besuchte.

Nach einem mehr als aufregendem und ereignisreichen Leben stirbt Nellie Bly im Alter von 57 Jahren an einer Lungenentzündung im St. Mark’s Hospital in New York City.

Sie prägte eine ganze Sparte des Journalismus durch ihre Arbeit und ihren persönlichen Schreibstil. Leider ist Nellie Bly in der Geschichtsschreibung nicht die gleiche Ehre wie den Männern zu Teil geworden und bis heute ist sie kaum bekannt. Jedoch war sie es, die zusammen mit anderen mutigen Frauen, die Berichterstattung völlig neu definierte.

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Karpaltunnelsyndrom

Karpaltunnelsyndrom

Die Hand hat vielleicht Nerven: Beim Karpaltunnelsyndrom (KTS) sorgen eingeklemmte Nerven für Taubheit und Schmerzen.

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Einklemmung des Mittelhandnervs im Karpaltunnel, der sich im Handgelenk befindet, und eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer, insgesamt leiden bis zu 10% der Bevölkerung darunter.

Die taube Hand

Begünstigt wird die Entstehung des Karpaltunnelsyndroms durch Übergewicht, schwere körperliche Arbeit, Diabetes Mellitus, langjährige Dialyse sowie eine Schilddrüsenunterfunktion. Aber auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: So kann der Karpaltunnel von Geburt eng sein. Eine Verengung kann aber auch durch Fehlbelastungen im Handgelenk, chronisch-entzündliche Schwellungszustände der Sehnenscheiden und Brüche im Handgelenk entstehen.

Typisches Anzeichen für ein KTS ist das temporäre „Einschlafen“ der Hände, anfangs nur nachts. Bei zunehmender Ausprägung kommen zuerst Miss-Empfindungen wie Kribbeln und schließlich Schmerzen dauerhaft hinzu, die bis in den Arm ausstrahlen können. Vergrößert sich der Druck auf den Nerv weiter, sind Muskelschwund am Daumenballen sowie eine gestörte Greiffunktion der Hand die Folge.

Therapie

In frühen Stadien des KTS kann ein Verzicht auf beschwerdeauslösende Tätigkeiten bzw. der Einsatz von speziellen Schienen und Verbänden eine Besserung bewirken. Auch Wärme- oder Kältetherapie kann zur Durchblutungssteigung bzw. zur Senkung der Entzündungsaktivität angewendet werden.

Schlechtestenfalls muss ein Karpaltunnelsyndrom operativ saniert werden. Dabei wird ein Band, das die Karpaltunnel begrenzt, durchtrennt, wodurch Nerven und Blutgefäße von dem auf sie wirkenden Druck entlastet werden. Der Eingriff erfolgt üblicher- weise ambulant und unter örtlicher Betäubung.

Die Beschwerden eines KTS sind allerdings auch charakteristisch für andere Krankheiten, wie Sehnenschei- denentzündung, Borreliose oder Erkrankungen der Wirbelsäule. Die Diagnose wird daher von NeurologInnen mittels schmerzfreier Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bestätigt. HausärztInnen können mit einfachen Provokationstests Hinweise auf ein sich anbahnendes KTS finden, weshalb man bei auftretenden Symptomen einen Verdacht im Rahmen einer Untersuchung unbedingt ansprechen sollte.

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Der verkannte Impfpionier

Der verkannte Impfpionier

1884 erhielt Waldemar Haffkine seinen Studienabschluss der Zoologie an der Universität von Odessa – mit Auszeichnung. Als 1860 in der Ukraine geborener Sohn jüdischer Eltern blieben ihm jedoch jegliche akademische Karrieremöglichkeiten versagt. Durch seinen Professor Louis Pasteur gefördert, erhielt Haffkine schließlich Laborzugang. Und hier begannen seine ersten Experimente.

Sein besonderes Talent wurde von Louis Pasteur persönlich erkannt. Nachdem Waldemar Haffkine im Jahr 1888 am Pasteur-Institut in Paris zuerst in die Bibliothek verbannt wurde, erhielt er einen Platz im Forschungslabor seines Professors. Erst wenige Jahrzehnte zuvor hatte die Cholera-Pandemie Russland und Europa erreicht.

Haffkine experimentierte also so lange mit Cholera- und Thyphusbakterien, bis es ihm gelang laboreigene Cholerabakterien zu kultivieren.

In weiterer Folge konnte er sogar Immunpräparate gegen Cholera entwickeln. Indem Haffkine Nagetiere mit einem Serum infizierte, wurde die hohe Abwehrkraft erfolgreich nachgewiesen. Der unglaublich beeindruckte Pasteur bat 1891 die russische Regierung, die Impfung an Menschen zu testen. In den mit Cholera verseuchten Gebieten wollte er die Wirksamkeit nachweisen. Die russische Regierung lehnte jedoch ab. Die Begründung war, Haffkine sei Zoologe und kein Arzt, und könne somit keine derartige medizinische Neuentwicklung zu Stande bringen. Dieses Vorurteil verfolgte den Wissenschaftler sein Leben lang.

Die Choleraimpfung

Waldemar Haffkine gab jedoch nicht auf. Unermüdlich forschte er weiter an der Isolierung von Cholerabakterien. Schließlich gelang ihm der Durchbruch: die totale Immunisierung in Tierversuchen.

Nach diesem Erfolg verabreichte er sich selbst am 18. Juli 1892 eine sehr hohe Dosis seines neu entwickelten Impfstoffs. Die einzigen Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen und leichtes Fieber. Haffkine konnte es kaum glauben – ihm war eine medizinische und wissenschaftliche Sensation gelungen! Ein Meilenstein in der Geschichte der Impfmedizin. Der erst 33-Jährige erhielt, auf Bitte von Pasteur, im Jahr 1894 die Möglichkeit, sein Choleraserum im heutigen Indien zu testen. In Kalkutta, der Hauptstadt der britischen Kolonie Britisch-Indien, herrschte im Frühjahr die jährliche Cholera-Saison mit tausenden Toten und einer hilflosen Administration. Keiner hatte eine Lösung, die vielen Todesfälle zu verringern. Doch Haffkine hatte den Grund sehr schnell ausgemacht. In den Wassertanks, die die Bevölkerung der Slums mit Wasser versorgten, wies er Cholerabakterien nach.

Er verbrachte Wochen in den ärmsten Vierteln Kalkuttas und impfte manche Familienangehörige und andere nicht. Bereits nach kurzer Zeit kristallisierte sich heraus, dass die Geimpften trotz des verunreinigten Wassers nicht erkrankten. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Behörden boykottierten jedoch die Impfung und setzten auf altbewährte Methoden wie Isolation von ganzen Straßenzügen und Desinfektion. Ohne den gewünschten Effekt. Nach wenigen Wochen bildeten sich Warteschlangen vor Haffkines Büro, da die Slumbewohner ihm und seiner Impfung vertrauten. Viele warteten bis zu 12 Stunden, um sich impfen zu lassen. Dieser Erfolg wurde von Plantagenbesitzern bemerkt, die ihn zur Impfung seiner Mitarbeiter einluden. Begeistert nahm Haffkine die Einladung an und konnte einem Großteil der Arbeiter damit das Leben retten. Wissenschaftlich gelang ihm – mit dieser Masse an Probanden – endlich der Durchbruch.

1895 musste er auf Grund einer Malariaerkrankung wieder nach Europa zurückkehren. Das Serum wurde im heutigen Indien jedoch weiter verimpft und in Bombay entstand, durch Haffkine initiiert, das erste Institut für Mikrobiologie des Landes. Seiner akademischen Karriere in Europa stand nichts mehr im Wege. Doch eine weitere Pandemie stand schon in den Startlöchern.

Die Pest

1896 erreichte die Pest ausgehend von China über den internationalen Schiffsverkehr Bombay. Mit den üblichen Methoden versuchten die britischen Behörden die Seuche in den Griff zu bekommen. Ohne Erfolg. Die Todeszahlen schnellten in die Höhe und übertrafen die der Cholera bei Weitem. Der Gouverneur von Bombay erinnerte sich an Haffkine und bat ihn um Hilfe. Wenige Tage später begann Haffkine mit seiner Forschung in Bombay. Mit seiner fanatischen „Worcaholic- Mentalität“ verbrachte er buchstäblich Tag und Nacht im Labor. Auch diesmal trauten ihm die etablierten Mediziner nicht. Haffkine sei schließlich „nur“ Zoologe. Bereits wenige Wochen nach Be- ginn der Experimente hatte er einen Erfolg bei infizierten Ratten zu verbuchen: Nach dem gleichen Prinzip, mit der er schon die Choleraimpfung entwickelte.

Nach der Verabreichung einer deutlich erhöhten Dosis an sich selbst, zeigte Haffkine am 10. Januar 1897 die geringen Nebenwirkungen auf. In einem Gefängnis wurde das Se- rum auf Bitte der Stadtregierung an die Häftlinge verimpft – mit großem Erfolg. Spätestens jetzt war jede einzelne kritische Stimme verstummt.

In einem eigens gebauten Produktionsgebäude wurde der Impfstoff produziert und anschließend Millionen Indern verabreicht. Queen Victoria erhob den Forscher 1901 in den Ritterstand, und Haffkine erhielt von der Regierung ein eigenes Forschungszentrum mit über 50 Mitarbeitern.

Der Fall

Im Dorf Milkowal in Punjabi starben im März 1902 19 Menschen nach der Impfung. Die Zeit der Kritiker Waldemar Haffkines war wieder einmal gekommen. Ihm wurde vorgeworfen, das Impfserum in zu hohen Mengen produziert zu haben, ohne die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen gewährleisten zu können. Er wurde als Leiter seines Instituts sang- und klanglos entlassen und kehrte anschließend verletzt nach England zurück.

Alle bisherigen Vorurteile sammelten sich in einer aggressiven Schmutzkampagne gegen ihn. Er sei kein Arzt, sondern nur Zoologe und außerdem sowieso viel zu jung und als Krönung wurde sogar seine Herkunft und Religion genutzt, um Haffkine zu diskreditieren.

Später ergaben lang angelegte Untersuchungen, dass nicht das Serum, sondern seine fehlerhafte Lagerung die Ursache für die Todesfälle war. Folglich war Haffkines Assistent für die Misere verantwortlich.

Viele angesehene Wissenschaftler riefen zu seiner Verteidigung auf, die endgültige Rettung kam von Nobelpreisträger Ronald Ross. Er warf den Kritikern eine Fälschung der Tatsachen vor. Weiters kritisierte er die Verleumdung Haffkines, obwohl sein entwickeltes Serum erfolgreich millionenfach weiter verimpft worden war.

Zwar bekam Haffkine im Jahr 1907 endlich eine Stelle als Direktor des „Calcutta Biological Laboratorys“ angeboten, aber sein Ruf verfolgte ihn weiter. Trotz weiteren Forschungserfolgs wurde ihm verboten, neue Impfstoffe an Menschen zu testen, und die Propaganda seiner Gegner kam nicht zum Stillstand. Mit nur 55 Jahren gab er sich schließlich geschlagen und zog sich nach Lausanne zurück, wo er sich dem Schreiben von wissenschaftlichen Artikeln widmete.

Rund zehn Jahre später wurde ihm zumindest ein Teil seiner verdienten Anerkennung zugestanden. Das kleine Labor in Bombay, in dem seine eigentliche Weltkarriere begann, wurde in „The Haffkine Institute“ umbenannt. Heute ist es das Zentrum der Corona-Forschung Indiens.

1930 starb Haffkine in Frankreich. 20 Jahre zuvor als „Retter der Menschheit“ gepriesen, druckte lediglich eine lokale jüdische Zeitung einen Nachruf. Da war er bereits vergessen von der Welt.

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Willkommen in der WG!

Willkommen in der WG!

In einer Wohngemeinschaft leben – ist das nicht nur etwas für StudentInnen?

Betreutes Wohnen für SeniorInnen ist ein relativ „junges“ Wohnkonzept, das für gewöhnlich als Zwischenstufe zwischen einer Betreuung in den eigenen vier Wänden und – falls es nötig werden sollte – Pflegeheimen gilt. Im Vordergrund steht nicht die umfassende medizinische Versorgung der BewohnerInnen, sondern vielmehr die Bereitstellung eines optimierten Lebensumfeldes, also gewissermaßen „Dauer-Urlaub“.

Eine Pflege durch Fachpersonal ist im Normalfall nicht im Angebot inbegriffen und muss stattdessen über mobile Dienste wie Caritas oder Hilfswerk abgedeckt werden. Auch daran ist abzulesen, an wen sich das Angebot richtet, denn: Wer intensive Pflege benötigt, ist mit einem Pflegeheim oder einer 24-Stunden- Hilfe in den eigenen vier Wänden aller Wahrscheinlichkeit nach bes- ser beraten als mit einer betreuten Wohneinheit. Das zeigt auch die Statistik: Die meisten BewohnerInnen befinden sich in Pflegestufe 1 bis max. 3, das Durchschnittsalter liegt bei rüstigen 70 Jahren. Neuankömmlinge sind noch einmal etwas jünger, nämlich um die 65. Bei einer drastischen Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes empfiehlt sich die Übersiedlung in ein Pflegeheim. Von einem Tag auf den anderen aus der WG hinausgeworfen wird aber natürlich niemand.

Fast alles inklusive …

Ein eigenes Haus zu besitzen ist nach wie vor der Traum vieler ÖsterreicherInnen, den sich viele im Laufe ihres Lebens auch erfüllen. Und wie das eben mit Träumen so ist, fällt es schwer, sie wieder loszulassen. Das kann zu Problemen führen, wenn das frühere Traumdomizil mit fortschreitendem Alter plötzlich nicht mehr bewältigbare Herausforderungen an seine BewohnerInnen stellt: Die Gartenarbeit wird beschwerlich, notwendige Reparaturen können nicht mehr selbstständig durchgeführt werden, und warum in aller Welt hat man beim Bau nicht bedacht, dass all die vielen Räume auch regelmäßig gesäubert werden müssen?
Objektiv gesehen ist die beste Lösung, sich im Guten von seinem Heim zu trennen und sich eine praktischere Bleibe zu suchen. Und genau hier kommt betreutes Wohnen ins Spiel. Den BewohnerInnen wird zur Verfügung gestellt, was sie wirklich brauchen – und das ohne unerwünschten Schnickschnack, aber auch ohne Einschränkungen. Denn ein hohes Ausmaß an Selbstbestimmung wird als essenziell betrachtet. Damit die Kosten im überschaubaren Bereich bleiben, sind die Domizile meistens eher klein; der Standard besteht aus einem Zimmer mit eigenem Badezimmer. Dabei handelt es sich aber nur um das private Reich, in das man sich zurückziehen kann – die allgemein zugänglichen Bereiche, in denen sich die BewohnerInnen – ganz wie in einer „richtigen“ WG – treffen können, kommen noch dazu. Wem das etwas zu viel „Gemeinschaft“ und zu wenig „Privatleben“ ist, der kann auch nach einer Wohneinheit Ausschau halten, bei der die eigene Stube geräumiger ist. Das schlägt sich dann allerdings auch in einer höheren Miete nieder.

Stichwort: Miete

Mehr Platz für mehr Geld – so weit, so wenig überraschend. Mit welchen Kosten muss also gerechnet werden? Miete und Betriebskosten bewegen sich im Normalfall im unteren Bereich dessen, was für Wohnungen der entsprechenden Größe üblich ist, dazu kommen noch Pauschalen für Betreuungsleistungen. Für ein Domizil mit 45 Quadratmetern muss man je nach Bundesland mit einem monatlichen Aufwand von etwa 600 bis 900 Euro rechnen – ohne Zusatzleistungen, aber auch abzüglich allfälliger Beihilfen.

Da betreutes Wohnen keinen gesetzlichen Rahmenbedingungen unterliegt, lässt sich keine allgemeine Aussage über die Qualität bzw. die Ausstattung betreuter Wohneinrichtungen treffen. Ein Lokalaugenschein ist daher unabdingbar. Meist ist es auch kein Problem, die BewohnerInnen bzw. potenziellen MitbewohnerInnen kennenzulernen, denn immerhin ist gegenseitige Sympathie eine wichtige Basis für das Zusammenleben.

Wohneinheiten können auf Wunsch auch zu zweit bezogen werden. Dann empfiehlt es sich aber wahrscheinlich wirklich, nach einer etwas größeren betreuten Wohnung Ausschau zu halten – es sei denn, man möchte sich fühlen wie zu Studentenzeiten.

Unerfreuliche WG-Nebenwirkungen wie etwa die bei jungen Leuten üblichen Streitereien, wer denn nun mit dem Putzen an der Reihe ist, fallen dank der Reinigungsdienste auf jeden Fall weg!

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Netzhautschäden

Netzhautschäden

Die Netzhaut ist die innerste Schicht des Auges. Ab einem Alter von etwa 40 bis 50 Jahren wird sie anfälliger für Erkrankungen.

Schädigungen der Netzhaut sind eine ernste Sache – denn im Gegensatz zu Sehfehlern wie z.B. Kurzsichtigkeit lassen sie sich nicht so einfach korrigieren. Eine rasche Erkennung hilft die Sehfähigkeit zu erhalten.

Makuladegeneration

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die bei weitem häufigste Form von Netzhautschädigungen und tritt vornehmlich bei Menschen ab 50 auf. In Österreich leiden rund 200.000 Menschen an AMD. Verursacht wird sie durch schleichende Veränderungen der Hautstruktur. Risikofaktoren sind neben dem Alter auch das Rauchen, Bluthochdruck, Arteriosklerose und der intensive Kontakt mit UV-Strahlung.

Die Makula selbst ist die Region des schärfsten Sehens im Auge, des sogenannten gelben Flecks – damit werden jene Sachen gesehen, die wir mit unseren Augen fixieren.

Die Medizin unterscheidet zwischen der trockenen und der feuchten Makuladegeneration. Die Mehrzahl aller Betroffenen leidet unter trockener AMD, die langsam voranschreitet und erst im Spätstadium zu deutlichen Verschlechterungen des Sehvermögens führt.

Feuchte AMD schreitet rascher voran und kann innerhalb weniger Monate zu schwersten Sehbehinderungen führen. Es kommt es zu Abhebungen und Rissen in der Netzhaut und zu Narbenbildung im Bereich des gelben Flecks.

Jährlich erkranken 3.000 bis 4.000 Menschen an feuchter AMD. Hier wachsen krankhafte Blutgefäße in die sensible Zone der Makula hinein, sodass es zu irreversiblen Zellschäden innerhalb dieses Netzhautareals kommt. Obwohl diese Form nur etwa 15 bis 20% aller Fälle ausmacht, ist sie für 9% aller Erblindungen in Folge von AMD verantwortlich. Da AMD keine Schmerzen verursacht, wird sie häufig erst spät erkannt. Ein frühes Anzeichen ist das Verschwimmen von Schrift vor den Augen. Weden gerade Linien als gebogen wahrgenommen, deutet das auf eine feuchte AMD hin. Bei fortschreitender Erkrankung sehen Betroffene im Zentrum ihres Gesichtsfeldes immer schlechter, bis nur noch ein dunkler Punkt zurückbleibt. Meist ist zu Beginn der Erkrankung nur ein Auge betroffen, das zweite folgt später nach. Einmal verlorene Sehfähigkeit lässt sich nicht mehr wiederherstellen, weshalb eine ehestmögliche Behandlung entscheidend ist, meist durch eine Laserbestrahlung des Auges. Der Vorgang ist schmerzfrei und hält das Fortschreiten der Erkrankung auf bzw. verlangsamt sie. Die Bestrahlung kann allerdings kleine Sehfehler verursachen, die als Schatten im Sichtfeld wahrgenom- men werden.

Netzhautablösung

Insbesondere DiabetikerInnen und Menschen, die wegen eines grauen Stars operiert wurden, laufen Gefahr, an einer Netzhautablösung zu erkranken – aber auch eine kürzlich erfolgte Augenverletzung sowie Kurzsichtigkeit gelten als Risikofaktoren. Auch eine Netzhautablösung verursacht meist keine Schmerzen. Allerdings nehmen Betroffene typischerweise schwarze/rote Schleier oder „Rußregen“ wahr. Dabei handelt es sich um durch Risse in der Netzhaut eindringende Flüssigkeit. Die Folge ist, dass sie sich von den äußeren Schichten des Augapfels ablöst, die Sinneszellen werden nicht mehr mit Nährstoffen versorgt, und es kommt ohne Behandlung langsam zu einer Erblindung. Dieser Vorgang des Ablösens kann auch die Wahrnehmung von Lichtblitzen hervorrufen.

Zur Therapie einer Netzhautablösung werden Risse und Löcher in der Regel mit einem Laser behandelt. Eine umfangreiche Netzhautablösung muss operativ saniert werden, indem z.B. eine Kunststoffplombe vernäht oder auch der Glaskörper entfernt wird. Dadurch kann eine Verschlechterung der Sicht aufgehalten bzw. eine bereits erfolgte Degeneration zumindest teilweise rückgängig gemacht werden.

Ein früher Behandlungszeitpunkt ist für einen positiven Verlauf essentiell; dann gelingt es zumeist, zumindest 80% der Sehleistung zu erhalten. Um einer Netzhauterkrankung vorzubeugen, empfehlen Experten ab dem 40. Lebensjahr regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen – insbesondere beim Vorliegen von Risikofaktoren, auf die man den Augenarzt am besten auch aufmerksam macht.

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Baden wie im Himmel

Baden wie im Himmel

Mit einfachen Methoden lässt sich aus einem Badezimmer ein kleiner Wellness-Tempel machen, der die Sinne verwöhnt.

Im Gegensatz zum Sehsinn wird der Geruchssinn häufig eher stiefmütterlich behandelt. Erst wenn man vielleicht einmal durch einen duftenden Rosengarten flaniert, wird so richtig bewusst, welchen Einfluss die Nase auf das persönliche Wohlbefinden haben kann. Kein Wunder, dass findige Naturen irgendwann auf die Idee gekommen sind, das Angenehme mit dem noch Angenehmeren zu verknüpfen – das Kräuterbad war geboren.

Und Bäder dienen nicht nur der Entspannung und dem Wohlgefühl – sie können auch handfeste positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Aus einer Vielzahl von Badeessenzen mit unterschiedlicher Wirkung kann nach persönlicher Präferenz oder gezielt zur Behandlung kleinerer und größerer Beschwerden ausgewählt werden. Wer in die Wanne steigt, muss aber nicht immer ein Vollbad nehmen.
Auch bei Teil- oder Sitzbädern, Güssen oder Waschungen werden die Reflexzonen der Haut gereizt. Wichtig ist eine angenehme (warme) Temperatur zwischen 36 und 38 Grad und eine ausreichende Badedauer (ca. 20 Minuten): Dadurch quillt die Haut auf und wird aufnahmefähiger für wasserlösliche Stoffe. Zusätzlich werden die Kräuter- oder Aromazusätze über den Atemapparat aufgenommen.

Kräuter oder Öle?

Passende Badezusätze bekommt man z.B. in der Apotheke, in Drogerien und Fachgeschäften – oder einfach auf einem Spaziergang durch die Natur. Hier eine kleine Liste von pflanzlichen Zusätzen, die sich hervorragend als Badezusätze eignen:

  • Lavendel hilft nicht nur am Kopfkissen beim Einschlafen, sondern wirkt in der Badewanne herrlich entspannend.
  • Noble Damen vergangener Tage wussten: Mit Rosenblüten wird die Haut geschmeidig und schön. Der ideale Zusatz für ein Schönheitsbad.
  • Thymian tötet Viren und Bakterien, regt das Immunsystem an und erleichtert den Husten. Gerade für die kalte Jahreszeit ist er ein idealer Begleiter.
  • Salbei wirkt übermäßiger Schweißbildung entgegen und ist daher gut nach körperlicher Anstrengung. In den Wechseljahren nimmt er die Hitzewallungen und wirkt ausgleichend auf den Hormonhaushalt.

Im Prinzip kann man die Badezusätze einfach ins Wasser streuen. Wer sich mühsames Einsammeln nach dem Bad ersparen möchte oder einen verstopften Abfluss fürchtet, kann zu ei- nem simplen Trick greifen: Die Kräuter einfach in eine Socke oder einen Badehandschuh stecken und unter das einlaufende heiße Wasser hängen.Dieser„Aroma-Badebeutel“kann dann ruhig in der Wanne bleiben oder als Schwamm benutzt werden: Das fördert die Hautaufnahme und regt den Stoffwechsel an.

Wer’s lieber flüssiger möchte, für den sind Badeöle möglicherweise eine reizvolle Alternative. Dazu kann man ätherische Öle ganz einfach mit Mandel- oder Jojobaöl mischen. Fertigprodukte enthalten ohnehin meist eine Reihe von unnötigen Zusatzstoffen, die man mit dieser „hausgemachten“ Variante umgehen kann.

Experimentierfreudige Gemüter müssen sich keinesfalls nur auf die bisher genannten Badezusätze beschränken, sondern können ihren Ideen freien Lauf lassen. Daher – nichts wie rein in das wohligwarme Wasser!

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