
Opa, warum ist der Himmel blau?
So sehr es auch freut, dass die lieben Kleinen neugierig und wissbegierig sind, zwischendurch können sie mit ihren schier endlos scheinenden Fragenbombardements nicht nur unser Wissen, sondern auch unsere Geduld ganz schön auf die Probe stellen …
Kinder kommen auf eine Welt voller Wunder: Täglich geht die Sonne auf und unter. Manchmal ist der Himmel blau, manchmal weiß, manchmal sogar tieforange. Drückt man beim Radio einen Knopf, so erklingt Musik. Der Bankomat spuckt Geld aus. Während wir nur kurz springen können, bleiben Flugzeuge einfach in der Luft usw.
Für uns Erwachsene ist all das alltäglich. Ganz anders ist das bei Kindern. Sie nehmen diese Ereignisse in ihren ersten Lebensjahren einmal nur auf.
Mit zunehmendem Alter beginnen sie, das bis dahin Auf- und Wahrgenommene zu ordnen und zu hinterfragen. Die Zeit des nicht enden wollenden Fragens beginnt dann üblicherweise mit dem vierten Lebensjahr: Geht die Sonne jeden Tag unter? Warum ist der Mond nicht immer gleich groß? Warum schneit es im Winter?
Erwachsene möchten auf diese Fragen meistens eine möglichst korrekte, pädagogisch wertvolle Antwort geben und suchen nach guten Erklärungen. Wird dem Nachwuchs schlussendlich die in mühsamer Recherche gefundene Antwort kindgerecht präsentiert, muss man dann allerdings oft feststellen, dass die lieben Kleinen schon nach den ersten Worten kein Ohr mehr für die Antwort haben, die sie bis eben noch so brennend interessiert hatte.
Die Erklärung dafür liegt nicht im Desinteresse des Kindes, sondern im Regelfall in der Antwort. Denn wenn Kinder im Vorschulalter Fragen stellen, geht es nicht vorrangig um wissenschaftliche Erklärungen. Meistens wollen sie nur eine Bestätigung dafür, dass sie auf dieser Welt in Sicherheit sind und bleiben. Dass die Dinge gut und richtig sind, so wie sie sind. Daher ist es meistens auch viel wichtiger zu erklären, wofür etwas gut ist, als zu erklären, warum es so ist, wie es ist. Auf die Frage: „Warum scheint die Sonne so hell?“, kann ein simples „Weil die Tiere, Menschen und Pflanzen das Licht brauchen“ schon zufriedenstellend sein.
Jedes neue Warum ist ein Zeichen dafür, dass die vorhergehende Antwort nicht zufriedenstellend war. Oft haben Kinder auch einen Verdacht, möchten über etwas Bestimmtes sprechen. In einem Gespräch, in dem beide Seiten Fragen stellen, kann das Kind die ihm wichtigen Punkte aufs Tapet bringen, ohne in endlose Frageketten zu verfallen. Gemeinsam können zufriedenstellende Antworten gefunden werden.

Gleichzeitig wird das Kind durch Fragen auch dazu angeregt, weiterzudenken. Dieses Weiterdenken kann zwischendurch ruhig auch in ungewöhnliche Richtungen gehen. Geist und Phantasie sollen sich frei entfalten können.
Ach wie peinlich …!
Fragen machen nicht nur ratlos, sie können Erwachsene in der Öffentlichkeit oft auch in unangenehme, peinliche Situationen bringen. Ein unschuldiges „Warum geht der Mann so komisch?“ oder „Wieso hat die alte Frau keine Haare?“ lässt einen rasch auf die berühmte Falltür hoffen.
Wichtig ist in solchen Situationen, Kinder nicht aus persönlicher Betroffenheit heraus wegen ihrer Frage zu maßregeln. Sie können nichts dafür, dass sie sich noch ohne Rucksack voller Benimmregeln und Tabuthemen durch die Welt bewegen. Sie entdecken etwas, das sie noch nicht kennen oder verstehen und möchten dafür nur eine Erklärung.
Am besten ist es, in einem solchen Fall mit einem „Ich weiß es nicht“ zu antworten und zu Hause in Ruhe mit dem Kind darüber zu sprechen, dass es Menschen meistens unangenehm ist, wenn man über sie spricht.
Die endgültigen Fragen
Für Kinder ist der Tod noch kein Tabuthema. Sie erleben, dass alte Menschen und Tiere sterben müssen. Aber was passiert dann? Wie groß ist ein Grab, wie tief ist es, und wo geht der Uropa hin, wenn er gestorben ist? Braucht er dort seinen Stock nicht mehr?
Indem wir mit Kindern offen über den Tod und dessen Folgen sprechen, können wir verhindern, dass sie bei den Themen „Sterben“ und „Tod“ Angst und Schrecken empfinden.
Man muss auch nicht immer eine tolle Antwort parat haben. Es ist kein Vergehen, auf eine Frage nicht antworten zu können. In diesem Fall sollte man sich einfach auf ein Gespräch mit dem Kind einlassen, es nach seinen Vermutungen fragen. Oft ist es wirklich überraschend, auf welch neue Gedanken man durch ein Gespräch mit den Kleinen kommt, die das Thema Tod noch ganz anders sehen, wahrnehmen und erleben, als wir Erwachsene das tun.
Schulkinder wollen Handfestes
Mit Beginn der Schule verändert sich der Informationswunsch der Kinder. Sie lernen, Themen in ihrer Kausalität wahrzunehmen und zu verstehen. Jetzt müssen Fakten und Informationen als Antworten geliefert werden. Technische Erklärungen sind gefragt. Keinesfalls sollte man sie zu oft mit einem „Weiß ich nicht“ abspeisen. Dadurch verlieren sie nämlich ihre natürliche Neugier und Wissbegierde.
Viel besser ist es, sich gemeinsam mit ihnen auf die Suche nach Antworten zu machen: in Büchern, im Internet oder in einer Bibliothek. So erhalten die Kinder nicht nur Antworten auf ihre Fragen, sondern erlernen auch die in unserer modernen Wissensgesellschaft so wichtige Kulturfähigkeit des Recherchierens. Und ganz abgesehen davon kann die gemeinsame Detektivarbeit auch richtig Spaß machen und zu einem wichtigen Großeltern-Kind-Erlebnis werden.
Lesen Sie auch:
-
Gaming gegen Demenz?
Die Altersgruppe der regelmäßig Computerspielenden wird von Jahr zu Jahr älter. So stieg in Deutschland das Durchschnittsalter der Gamer in…
-
Hausarbeit nebenbei – so klappt’s stressfrei
Wer kennt das nicht? Das Geschirr stapelt sich in der Abwasch, das getragene T-Shirt hängt jetzt dochschoneinbisschen zu lang am…
-
Online Challenges
Haben Sie mitbekommen, dass sich im Sommer 2014 erstaunlich viele Menschen Eiskübel über den Kopf geleert haben? Grund dafür war…
-
Essen gegen Entzündungen
Gesunde Ernährung ist der Treibstoff unseres Körpers. Das persönliche Wohlbefinden, das äußere Erscheinungsbild und sogar Entzündungen im Körper können mit…
-
Cholesterin-Chaos
Cholesterinwert zu hoch: diese Diagnose haben schon viele, nicht nur ältere PatientInnen von ihrem Arzt erhalten. Aber was kann man…
-
Autofahren mit Behinderung
Was tun, wenn körperliche Beeinträchtigungen die individuelle Mobilität einschränken? Mobilität ermöglicht nicht nur die selbständige Bewältigung des Alltages, sondern auch…