Willkommen in der WG!
In einer Wohngemeinschaft leben – ist das nicht nur etwas für StudentInnen?
Betreutes Wohnen für SeniorInnen ist ein relativ „junges“ Wohnkonzept, das für gewöhnlich als Zwischenstufe zwischen einer Betreuung in den eigenen vier Wänden und – falls es nötig werden sollte – Pflegeheimen gilt. Im Vordergrund steht nicht die umfassende medizinische Versorgung der BewohnerInnen, sondern vielmehr die Bereitstellung eines optimierten Lebensumfeldes, also gewissermaßen „Dauer-Urlaub“.
Eine Pflege durch Fachpersonal ist im Normalfall nicht im Angebot inbegriffen und muss stattdessen über mobile Dienste wie Caritas oder Hilfswerk abgedeckt werden. Auch daran ist abzulesen, an wen sich das Angebot richtet, denn: Wer intensive Pflege benötigt, ist mit einem Pflegeheim oder einer 24-Stunden- Hilfe in den eigenen vier Wänden aller Wahrscheinlichkeit nach bes- ser beraten als mit einer betreuten Wohneinheit. Das zeigt auch die Statistik: Die meisten BewohnerInnen befinden sich in Pflegestufe 1 bis max. 3, das Durchschnittsalter liegt bei rüstigen 70 Jahren. Neuankömmlinge sind noch einmal etwas jünger, nämlich um die 65. Bei einer drastischen Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes empfiehlt sich die Übersiedlung in ein Pflegeheim. Von einem Tag auf den anderen aus der WG hinausgeworfen wird aber natürlich niemand.
Fast alles inklusive …
Ein eigenes Haus zu besitzen ist nach wie vor der Traum vieler ÖsterreicherInnen, den sich viele im Laufe ihres Lebens auch erfüllen. Und wie das eben mit Träumen so ist, fällt es schwer, sie wieder loszulassen. Das kann zu Problemen führen, wenn das frühere Traumdomizil mit fortschreitendem Alter plötzlich nicht mehr bewältigbare Herausforderungen an seine BewohnerInnen stellt: Die Gartenarbeit wird beschwerlich, notwendige Reparaturen können nicht mehr selbstständig durchgeführt werden, und warum in aller Welt hat man beim Bau nicht bedacht, dass all die vielen Räume auch regelmäßig gesäubert werden müssen?
Objektiv gesehen ist die beste Lösung, sich im Guten von seinem Heim zu trennen und sich eine praktischere Bleibe zu suchen. Und genau hier kommt betreutes Wohnen ins Spiel. Den BewohnerInnen wird zur Verfügung gestellt, was sie wirklich brauchen – und das ohne unerwünschten Schnickschnack, aber auch ohne Einschränkungen. Denn ein hohes Ausmaß an Selbstbestimmung wird als essenziell betrachtet. Damit die Kosten im überschaubaren Bereich bleiben, sind die Domizile meistens eher klein; der Standard besteht aus einem Zimmer mit eigenem Badezimmer. Dabei handelt es sich aber nur um das private Reich, in das man sich zurückziehen kann – die allgemein zugänglichen Bereiche, in denen sich die BewohnerInnen – ganz wie in einer „richtigen“ WG – treffen können, kommen noch dazu. Wem das etwas zu viel „Gemeinschaft“ und zu wenig „Privatleben“ ist, der kann auch nach einer Wohneinheit Ausschau halten, bei der die eigene Stube geräumiger ist. Das schlägt sich dann allerdings auch in einer höheren Miete nieder.
Stichwort: Miete
Mehr Platz für mehr Geld – so weit, so wenig überraschend. Mit welchen Kosten muss also gerechnet werden? Miete und Betriebskosten bewegen sich im Normalfall im unteren Bereich dessen, was für Wohnungen der entsprechenden Größe üblich ist, dazu kommen noch Pauschalen für Betreuungsleistungen. Für ein Domizil mit 45 Quadratmetern muss man je nach Bundesland mit einem monatlichen Aufwand von etwa 600 bis 900 Euro rechnen – ohne Zusatzleistungen, aber auch abzüglich allfälliger Beihilfen.
Da betreutes Wohnen keinen gesetzlichen Rahmenbedingungen unterliegt, lässt sich keine allgemeine Aussage über die Qualität bzw. die Ausstattung betreuter Wohneinrichtungen treffen. Ein Lokalaugenschein ist daher unabdingbar. Meist ist es auch kein Problem, die BewohnerInnen bzw. potenziellen MitbewohnerInnen kennenzulernen, denn immerhin ist gegenseitige Sympathie eine wichtige Basis für das Zusammenleben.
Wohneinheiten können auf Wunsch auch zu zweit bezogen werden. Dann empfiehlt es sich aber wahrscheinlich wirklich, nach einer etwas größeren betreuten Wohnung Ausschau zu halten – es sei denn, man möchte sich fühlen wie zu Studentenzeiten.
Unerfreuliche WG-Nebenwirkungen wie etwa die bei jungen Leuten üblichen Streitereien, wer denn nun mit dem Putzen an der Reihe ist, fallen dank der Reinigungsdienste auf jeden Fall weg!