
Polyneuropathie – Wenn Nerven leiden
Taubheitsgefühl in den Händen, Kribbeln in den Füßen oder brennende Schmerzen in den Beinen – viele ältere Menschen kennen solche Beschwerden, ohne genau zu wissen, woher sie kommen. Häufig steckt eine sogenannte Polyneuropathie dahinter: eine Erkrankung der Nerven, die schleichend beginnt und den Alltag zunehmend beeinträchtigt.
Was ist Polyneuropathie?
Wörtlich bedeutet der Begriff Polyneuropathie „Erkrankung vieler Nerven“. Von dieser Erkrankung des peripheren Nervensystems sind vor allem die langen Nervenbahnen in den Armen und Beinen betroffen. Die Nerven leiten Reize, wie Berührungen, Temperatur oder auch Schmerz, nicht mehr richtig weiter. Betroffene spüren oft ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Füßen oder Händen.
Manche klagen auch über brennende oder stechende Schmerzen, die vor allem nachts auftreten. Andere merken, dass ihre Muskeln schwächer werden oder sie beim Gehen unsicher sind.
Nachdem sich die Beschwerden meist langsam entwickeln, bleibt die Krankheit oft lange unbemerkt. Im fortgeschrittenen Stadium kann es aber sogar zu Gleichgewichtsstörungen und Gehunfähigkeit kommen.
Ursachen und Risikofaktoren
Polyneuropathie kann viele verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten tritt sie im Zusammenhang mit Diabetes auf, vor allem wenn der Blutzucker über längere Zeit schlecht eingestellt ist. Auch ein Mangel an bestimmten Vitaminen, besonders Vitamin B12, kann die Nerven schädigen. Weitere Risikofaktoren sind Alkoholmissbrauch, Chemotherapie, Nierenfunktionsstörungen oder auch Infektionen. In manchen Fällen liegt eine erbliche Veranlagung vor, oft bleibt die genaue Ursache auch unklar.
Diabetische Polyneuropathie
Bei Menschen mit Diabetes kann ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel Poly-neuropathie verursachen. Die Blutgefäße, die die Nerven versorgen, werden verengt oder blockiert, sodass die Nerven nicht genug Nährstoffe erhalten. Diese Unterversorgung führt schließlich zu einer Schädigung der Nerven.
Diabetische Polyneuropathie äußert sich häufig in Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Füßen, brennenden Schmerzen – insbesondere in der Nacht –, einem verminderten Schmerzempfinden, wodurch Verletzungen oft unbemerkt bleiben, sowie in Muskelschwäche und einer dadurch bedingten Gangunsicherheit.
Weil Menschen mit Nervenschäden Schmerzen oder Druckstellen oft nicht bemerken, können auch kleine Verletzungen unbemerkt bleiben. Diese heilen dann schlecht und können sich leicht entzünden. Im schlimmsten Fall entwickeln sich daraus offene Wunden bin hin sogar zu so schweren Schäden, dass eine Amputation nötig wird.

Diagnose und Behandlung
Um eine Polyneuropathie zu erkennen, führen Ärzt:innen zunächst ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen, wie etwa Diabetes oder Vitaminmangel. Anschließend werden die Nervenfunktionen im ganzen Körper überprüft. Dazu gehören Tests des Berührungs- und Temperaturempfindens, der Muskelkraft und der Reflexe. Auch Gleichgewicht und Koordination können untersucht werden. Bei Bedarf folgen weiterführende Untersuchungen, wie die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.
Therapieoptionen
Bei Polyneuropathie gibt es keine Heilung, es gibt aber Möglichkeiten zur Linderung der Symptome.
Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Ist zum Beispiel schlecht eingestellter Diabetes die Ursache, ist eine gute Blutzuckereinstellung besonders wichtig. Auch ein Mangel an Vitaminen kann gezielt behandelt werden.
Um die Beschwerden zu lindern, können Medikamente gegen Nervenschmerzen eingesetzt werden. Ergänzend helfen oft Krankengymnastik, Bewegungsübungen und spezielle Fußpflege, um das Gleichgewicht zu verbessern und Verletzungen zu vermeiden. Wichtig ist, die Nerven möglichst früh zu schützen und regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen.
Hochtontherapie
Eine weitere Behandlungsoption ist die Hochtontherapie, bei der hochfrequente elektrische Impulse eingesetzt werden, um die Nerven zu stimulieren und die Beschwerden zu lindern.
Der Ablauf der Therapie ist einfach: An den betroffenen Körperstellen werden Elektroden angebracht, sodass die hochfrequenten Impulse tief ins Gewebe eindringen, direkt auf den Muskel einwirken und die Nervenaktivität
positiv beeinflussen können.
Viele Patient:innen berichten von einer spürbaren Erleichterung. Es empfiehlt sich, die Therapie in enger Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Therapeuten auszuprobieren, um herauszufinden, ob sie auch für
einen selbst eine gute Option ist.
Täglich aufs Neue …
Der Alltag bietet jede Menge Gelegenheit, um sich und seinen Nerven Gutes zu tun. Bequeme, gutsitzende Schuhe mit weicher Sohle schützen die Füße vor Druckstellen. Wer regelmäßig barfuß läuft, sollte besonders vorsichtig sein, um Verletzungen zu vermeiden. Tägliche Fußkontrolle hilft, kleine Wunden oder Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Bewegung, wie Spazierengehen, Radfahren oder leichte Gymnastik, regt die Durchblutung an und unterstützt die Nervenfunktion.
Hören Sie auf Ihren Körper und holen Sie sich rechtzeitig ärztlichen Rat, wenn sich etwas verändert. Polyneuropathie ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Aber eine frühzeitige Diagnose und gezielte Maßnahmen können helfen, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten.
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